Am 21. November trafen sich 43 Literaturfreunde und -freundinnen um 15:00 Uhr im Café Profittlich in Rhöndorf. Es war eine Wiederholung der Veranstaltung vom Oktober im Café Schlimbach in Aegidienberg. Die Teilnehmenden hörten eineinhalb Stunden konzentriert zu. Anschließend kam es zu einem regen Austausch zwischen Vortragenden und Publikum.

Unter dem Motto „Zeitgenössische jüdische Autor*innen“ stellte Frau Hasret Akman den Roman „Otto“ von Dana von Suffrin, sowie Frau Claudia Solzbacher den Roman „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“ von Dmitrij Kapitelmann vor. „Jüdische Vergangenheit und Gegenwart in Bad Honnef e.V.“
Für den Verein „Literatur im Siebengebirge e.V.“ übernahm es Gabriele Hamburger, den Roman „Mameleben – oder das gestohlene Glück“ von Michel Bergmann zu besprechen. David Jacobs präsentierte den Roman „Broken German“ von Tomer Gardi.

Über den Roman „Otto“ von Dana von Suffrin
Dana von Suffrin, 1985 in München geboren, Studium in München, Neapel und Jerusalem, ist von Haus aus promovierte Historikerin. In ihrem Romandebüt „Otto, der mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet wurde, erfüllt Suffrin den Wunsch ihres Vaters, die Familiengeschichte aufzuschreiben. Die Autorin erzählt aus der Perspektive von Timna, der erwachsenen Tochter des Patriarchen Otto. Dabei schafft die Autorin es, liebevoll humorvoll und doch abrechnend über die dysfunktionalen Familienverhältnisse zu berichten, mit denen umzugehen sie in ihrer Kindheit lernen musste.

Über den Roman „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“ von Dmitrij Kapitelman
Der 1986 im Kiew geborene Dmitrij Kapitelman ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Er hat mit seinem 2016 veröffentlichen Debütroman „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“ sein Aufwachsen im zunächst fremden Deutschland und die Reise mit seinem ukrainischen und jüdischen Vater nach Israel beschrieben. Für beide wird es eine Art Selbstfindungsprozess im besten Sinne, weil er dem Leser – vermutlich heute aktueller denn je – auch Einblicke in gesellschaftliche und politische Zusammenhänge gewährt. Der berührende und zum Teil sehr lustige Roman ist viel gelobt und preisgekrönt.

Über den Roman „Mameleben oder das gestohlene Glück“ von Michel Bergmann
Michel Bergmann, Journalist, Regisseur und seit 2010 Autor, Sohn jüdischer Flüchtlinge, 1945 in der Schweiz geboren, wuchs in Frankfurt a.M. auf und lebt jetzt in Berlin. In seinem mittlerweile achten Buch Mameleben setzt er sich kritisch und doch liebevoll mit seiner eigenwilligen, dominanten „Mame“ auseinander. Das eigentliche Thema des Buches sind jedoch die Lasten jüdischer Nachkriegskinder, deren Eltern durch die Hölle gingen. Lebendig, humorvoll und mit jüdischen Wörtern, die im Anhang erklärt sind, erzählt Michel Bergmann seine spannungsreiche Mutter-Sohn-Geschichte voller Situationskomik.

Über den Roman „broken german“ von Tomer Gardi
„Realismus schreiben nur Menschen mit einem festen Wohnsitz und einer Aufenthaltserlaubnis“, sagt Tomer Gardi über sein Schreiben. Geboren im Kibbuz Dan in Galiläa, lebt er heute in Berlin. „broken german“ ist sein Debütroman und löste beim Bachmannpreis 2016 eine engagierte Debatte über die deutschsprachige Gegenwartsliteratur aus. Das Buch ist auf den ersten Blick ein übermütiger Großstadtroman, wäre da nicht die Sprache. Tomer schert sich nicht um Orthografie und Grammatik und so erzählt sein Buch ungeniert im Idiom der Migration.

Im Anschluss an die Vorstellung dieser Leseempfehlungen nutzten die Gäste die Möglichkeit zum zwanglosen Austausch.